Geschichte von Sopron


Sopron ist einer der wenigen Städte in Ungarn, wo man die Geschichte wortwörtlich verfolgen kann.
Viele Völker haben hier ihre Spuren hinterlassen. Die Erinnerungen an die jüngsten Ereignisse kann man auch bei einem Spaziergang in der Altstadt entdecken.


Funde aus der Jungsteinzeit, der Kupfer- und Bronzezeit belegen, dass das Gebiet schon in prähistorischen Zeiten besiedelt war. In der Römerzeit stand an der Kreuzung der nord-südlichen Bernsteinstraße und der alten west-östlichen Fernstraße eine Stadt mit dem Namen Scarbantia.

Ihr Forum befand sich an der Stelle des heutigen Hauptplatzes (Fő tér). Zur Zeit der Völkerwanderung verfiel das einst blühende Scarbantia zu einer leblosen Ruinenstadt, eine neue Siedlung entstand hier erst nach der Landnahme durch die Ungarn.

Im 9. – 11. Jahrhundert wurde die alte römische Stadtmauer vervollständigt und eine Burg gebaut. Damals erhielt die Stadt ihren ungarischen Namen, nach ihrem Gespan namens Suprun. Der Ort wird schon 1153 als wichtige Burg erwähnt. Die sich um die Burg bildende Ansiedlung entwickelte sich im 13. Jahrhundert zu einer Stadt. Das dies bezeugende juristische Dokument, das Patent, das die städtischen Privilegien enthält, stammt aus der Zeit des tschechisch-ungarischen Krieges. 1273 besetzte der tschechische König Ottokar II. durch einen Verrat die Burg. Obwohl Ottokar die Kinder der Vornehmen der Stadt als Geiseln mit sich nahm, öffnete Sopron 1277 seine Tore für König László IV., dem es so gelang, die Stadt zurückzuerobern, weshalb er die Stadt zur Belohnung zur königlichen Freistadt machte. Die Urkunde war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung, die dazu führte, dass Sopron im 15. Jahrhundert zu den wichtigsten Städten in Ungarn gehörte.

Auch die osmanischen Kriege konnten das Wachstum der Stadt nicht einschränken. 1529 verwüsteten die Türken zwar die Stadt, aber sie geriet nicht unter türkische Vorherrschaft. Viele flüchteten aus den besetzten Gebieten nach Sopron. Die Stadt wurde so langsam zum Zentrum des türkenfreien Gebiets, dessen Aufgabe es war, die europäische Kultur aufzunehmen und an das in drei Teile zerfallene Land weiterzugeben. Wie bedeutend Sopron damals war, zeigt, dass 1553, 1622, 1625, 1635 und 1681 hier die Landesversammlung abgehalten wurde. Sopron wurde außerdem zu einem Zentrum für die Verbreitung der Reformation in Ungarn. 1557 existierte schon ein evangelisches Lyzeum in der Stadt, dessen geistiger Einfluss sich auf ganz Transdanubien erstreckte. Diese geistige Kraft wurde von Kristóf Lackner, dem gelehrten Bürgermeister der Stadt verkörpert, der 1604 die erste ungarische wissenschaftliche Gesellschaft gründete. Die Lage von Sopron an der Grenze brachte jedoch nicht nur Vorteile mit sich. Die Truppen von Bocskai verwüsteten 1605 die Stadt. In den darauffolgenden Jahrzehnten verstärkten deshalb die Soproner ihre Stadt noch mehr, sie bauten neue Basteien und Stadtmauern. 

1676 wütete eine gewaltige Feuersbrunst in Sopron, der die größten Teile der Stadt zum Opfer fielen. Danach wurden an Stelle der alten mittelalterlichen Gebäude barocke Gebäude errichtet, damals entstanden die heutige Innenstadt und auch der neu errichtete Feuerturm. Das im Wesentlichen homogene barocke Stadtbild erneuerte die Stadt nicht nur rein äußerlich. Auch was Lebensart und Kultur anbelangt, machte die Stadt im 18. Jahrhundert ähnliche Fortschritte wie beim Städtebau.

Im folgenden Jahrhundert beförderten die Errungenschaften des ungarischen Reformzeitalters und die politischen Größen dieser Ära die Entwicklung der Stadt. Auf Anregung des Gutsherren von Nagycenk, Graf István Széchenyi, wurde die erste Eisenbahnlinie in Transdanubien erbaut, die Sopron mit Wiener Neustadt und Wien verband. Da Sopron in der Nähe der Grenze lag, wurde die Stadt im Freiheitskampf von 1848 frühzeitig von österreichischen Truppen besetzt. Nach dem Freiheitskampf erstreckte sich die Verwaltungsvollmacht der Stadt auf das gesamte Gebiet von Transdanubien. Die sich hier ansiedelnde Verwaltung trug zu jener Entwicklung bei, die während des Dualismus mächtigen Aufschwung nahm und zur Tausendjahrfeier, dem Millennium, ihren Höhepunkt erreichte. Sopron entwickelte sich kontinuierlich bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts, obwohl seine Entwicklung – im Vergleich zu anderen Städten in West-Transdanubien – langsamer verlief und seine wirtschaftliche Bedeutung abnahm.

1921, nach dem Friedensvertrag von Trianon, entschied eine Volksabstimmung darüber, zu welchem Land Sopron und acht Gemeinden in der Umgebung gehören wollen. Die Soproner entschieden sich für Ungarn, von da an wird die Stadt „die treueste Stadt” (Civitas fidelissima) genannt. Der Tag der Abstimmung, der 14. Dezember, – der Tag der Treue – ist seitdem ein Feiertag für Sopron und Ungarn. Das Neuziehen der Grenze, der Verlust eines Teiles des Komitates stellten ernste Probleme für die Stadt dar, die jedoch durch die Übersiedlung der Akademie aus Schemnitz (Selmecbánya, heute Slowakei) nach Sopron, und eine hervorragende Stadtpolitik in der Zwischenkriegszeit gemildert wurden. Letztere wurde von 1918 bis 1941 von Mihály Sopronyi-Thurner geleitet, jenem Bürgermeister, der am meisten für den ungarischen Erfolg der Volksabstimmung getan hat.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Stadt und ihre Bevölkerung schwer getroffen, 1944-45 gab es mehrere Luftangriffe. In der Stadt und in ihrer Umgebung war der Krieg am 1. April 1945 zu Ende. Im Anschluss an den Krieg war Sopron von mehreren Zwangsmaßnahmen betroffen. Die deutsche Bevölkerung wurde zum großen Teil ausgesiedelt. Im Schatten des Eisernen Vorhangs gelegen gingen Entwicklungen an der Stadt vorbei. 1950 verlor die Stadt ihren Rang als Hauptstadt des Komitats. Sopron wurde zunächst Bezirksstadt, als es auch diesen Rang verlor, wurde es zum Versorgungszentrum von etwa 40 Gemeinden auf einem Gebiet, das sich von dem vormaligen Bezirk kaum unterschied.

Der „Eiserne Vorhang” trennte Sopron und seine Umgebung nicht nur von Österreich, sondern auch von den anderen Regionen in Ungarn ab. Erst in den 70er Jahren lockerte sich die Isolierung langsam. Obwohl nach dem Zweiten Weltkrieg in Sopron eine bedeutende industrielle Entwicklung vonstatten ging, gelang es der Stadt, ihr barockes Aussehen zu bewahren. In den 60er, 70er Jahren wurden in der Stadt bedeutende Arbeiten zum Denkmalschutz durchgeführt, und für die spektakulären Ergebnisse, für die Bestrebungen die Werte der vergangenen Jahrhunderte und die Traditionen zu bewahren, erhielt die Stadt 1975 zu Recht die Goldmedaille des Europäischen Preises für Denkmalschutz. Auch heute noch lebt Sopron als die Stadt der Baudenkmäler im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Nach Budapest ist sie die an Baudenkmälern zweitreichste Stadt in Ungarn. Als Wahrzeichen der Stadt gelten der Feuerturm, der stimmungsvolle Hauptplatz mit seiner barocken Dreifaltigkeitssäule, die Geißkirche, das Stornó-Haus, das Generalshaus (Tábornok-Haus) und das Fabricius-Haus – alles herausragende bauliche Kleinode der vergangenen Jahrhunderte – und das ist nur ein Bruchteil der Baudenkmäler der Stadt.

1991 erhielt Sopron den Rang einer Komitatsstadt. Entsprechend dieser besonderen Rolle ist das Spektrum der städtischen Versorgung außerordentlich breit gefächert. 

Autor: Dr. habil. Tóth Imre PhD.

Paneuropäisches Picknick

Treue und Freiheit! – verkündet die Geschichte von Sopron als die zwei edelsten Gedanken. Seine Treue hat Sopron sogar zweimal bewiesen, seinem Freiheitsdrang jedoch legte der direkt vor der Stadt befindliche Eiserne Vorhang lange Zeit Fesseln an.

Im Sozialismus war die Stadt von Stacheldraht umgeben, bis schließlich die neue Wende kam, am 19. August 1989 auf der Pius-Puszta (bei Sopronpuszta) bei Sopron.

Die Erinnerung an dieses Datum und an diesen Ort ist im Herzen vieler unauslöschlich eingraviert. Und der Name: Paneuropäisches Picknick. Mehrere hundert DDR-Bürger, Massen von ostdeutschen Familien durchbrachen während der Veranstaltung die Grenze und brachen in den die Freiheit bedeutenden Westen auf. Es ist wohl nicht verwegen, das Ereignis rückblickend als Ende einer Ära und Beginn eines neuen Zeitalters einzustufen. Der Eiserne Vorhang wurde hier zum ersten Mal– und endgültig - eingerissen. Dadurch wurde die Wiedervereinigung Europas möglich.

Am Schauplatz des Grenzdurchbruchs – in der Nähe der Straße nach St. Margarethen – steht die 2009 geweihte monumentale Skulpturenkomposition mit dem Titel „Durchbruch“ von Miklós Melocco, auf der dieser Text zu lesen ist: „Am 19. August 1989 öffnete ein geknechtetes Volk die Tore seines Kerkers, damit ein anderes geknechtetes Volk in die Freiheit hinaustreten kann.” Das ist in Ungarn das erste Werk im öffentlichen Raum, das der Wende ein Denkmal setzt.

2011 wurde der Gedächtnispark Paneuropäisches Picknick erneuert: eine Bühne wurde gebaut, Fußwege angelegt, Informationstafeln, sowie Tische und Bänke aufgestellt, und 2014 wurde diese Stätte von Ungarn für den Preis Europäisches Erbe vorgeschlagen. Der Schauplatz dieses geschichtlichen Ereignisses ist nicht nur ein beliebtes Touristenziel, sondern auch Pilgerstätte der damaligen ostdeutschen Flüchtlinge und ihrer Verwandten.

Heuer feiern wir den 25. Jahrestag, ein eigenes Gremium zeichnet unter Einbeziehung mehrerer Ministerien und fachlicher Organisationen für die würdevolle Feierlichkeit verantwortlich.

Weitere interessante Informationen finden Sie unter www.paneuropaipiknik.hu.